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Artikel in der Sächsischen Zeitung

06. 04. 2019

Wer hilft Zittaus zweitgrößtem Sportverein?

 

Interview mit Reinhard Thöns und Dennis Schiller

 

Die SG Zittau-Süd braucht jüngere Trainer, um ihr Kursangebot aufrecht halten zu können - und auch zu erweitern. Die Nachfrage ist groß. Das zeigen die Zahlen, die Reinhard Thöns vor sich liegen hat. 37 Rehasport-Gruppen bietet die Sportgemeinschaft (SG) Zittau-Süd an. Vor allem Herzsportgruppen und orthopädische Wassergymnastik. Über 500 Teilnehmer nutzen diese Sportangebote regelmäßig. 

Und Zittaus zweitgrößter Sportverein - rund 800 Mitglieder - könnte theoretisch noch mehr Übungsstunden anbieten. Denn es gibt sogar eine Warteliste. Mancher wartet bereits einige Monate, das ein Platz in einer Übungsgruppe frei wird, erklärt Thöns, der als Hauptübungsleiter fungiert. Aber es gebe wenig Fluktuation. "Viele der Rehasportler merken, dass ihnen die sportliche Betätigung gut tut, und wollen auch nach der ärztlich verordneten Zeit nicht aufhören", berichtet der 70-Jährige. 

Die Zahl der Übungsgruppen könne aber nicht immer weiter nach oben geschraubt werden - wegen fehlender Übungsleiter. Die Kapazitäten der derzeit aktiven Trainer sind ausgeschöpft, sagt Thöns. Und neue Übungsleiter zu finden, ist nicht einfach. Es bestehe eher die Gefahr, dass es bald weniger Trainer gibt. Vier Übungsleiter haben ein Alter erreicht, dass sie kürzer treten oder ganz aufhören wollen. Reinhard Thöns ist einer von ihnen. Mit seinen 70 Jahren leitet er immer noch drei Gruppen. Allerdings merkt er selber, dass die Aufgabe mit zunehmenden Alter schwieriger wird. Als er 1996 die Rehasport-Abteilung aus der Taufe hob, war er deutlich agiler als heute. Deshalb macht er sich zunehmend Gedanken um Nachfolger.

Die Gefahr, dass einer der älteren Übungsleiter mal ausfällt, sei höher als bei den jungen. Er weiß das aus eigener Erfahrung. Eine Schulterverletzung macht ihm derzeit zu schaffen. Zum Glück gibt es Dennis Schiller, ein Übungsleiter in Ausbildung. Er leitet derzeit die Gruppen gemeinsam mit Reinhard Thöns und kann so praktische Erfahrungen sammeln. 

Der 27-Jährige sei ein Glücksfall für die SG Zittau-Süd. Durch seine Mutter, die auch Trainerin ist, wurde er auf den Rehasport aufmerksam. Zuerst schaute er bei den Übungsstunden seiner Mutter zu, kam dann mit Reinhard Thöns ins Gespräch und erklärte sich bereit, die Ausbildung zum Übungsleiter zu absolvieren. Ein halbes bis ein Jahr dauert diese Schulung. Alle zwei Wochen werden die zukünftigen Rehasport-Trainer in Leipzig ausgebildet, immer freitags und samstags. Für Dennis Schiller steht im Mai die Prüfung an, danach kann er - bei erfolgreichem Abschluss - seine eigenen Rehasport-Gruppen leiten.

Potenzielle Übungsleiter müssen keine Mediziner sein, erklärt Reinhard Thöns. Ergo- und Physiotherapeuten haben es aber leichter, da Elemente ihrer Berufsausbildung beim Übungsleiterschein anerkannt werden. Quereinsteiger müssen die erst nachholen. Gute Trainer können sie dennoch werden. So wie Dennis Schiller, der von Beruf Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik ist. "Ich wollte die Ausbildung schnell durchziehen, damit ich meine eigene Gruppe leiten kann", sagt der 27-Jährige. Er will nach bestandenem Übungsleiterschein selber eine Gruppe aufbauen und nicht unbedingt einen seit Jahren bestehenden Kurs übernehmen. 

Für Reinhard Thöns bedeutet das, dass er seine Gruppen erstmal weiter leiten muss. Über kurz oder lang braucht es aber jemanden, der seine Arbeit fortführt. Der 70-Jährige hofft, dass sich noch mehr junge Leute wie Dennis Schiller melden. Wie schnell Interessenten die Ausbildung absolvieren können, ist auch davon abhängig, wie viele freie Plätze es in den Lehrgängen gibt. 

"Dieses Jahr wird es wohl schwer, noch fertig zu werden", meint Thöns. "Vielleicht können sie auch erst 2020 anfangen und kommen zumindest auf eine Warteliste", fügt er hinzu. Trotzdem sollten sich Interessenten so schnell wie möglich bei der SG Zittau-Süd melden. Der Verein zahlt den potenziellen Übungsleitern die Ausbildung und erstattet auch die Fahrtkosten.

 

Bild zur Meldung: Reinhard Thöns (70, rechts) sucht Nachfolger, die seine Rehasport-Kurse weiterführen können. Ein potenzieller Kandidat ist Dennis Schiller (27, links). © Jan Lange Von Jan Lange